Farben sind Energie. Die Kraft der Dynamik verstärkt sich in rot und orange. Gelb-weiß ist die Auflösung und dunkel gibt den Halt. Farbe ist transluzent – sie verändert den Charakter, sie wird deckend.
Räume werden geteilt, zerstückelt und neu geordnet. Vorne und hinten sind hinten und vorne. Der Betrachter sieht von seinem Standort aus verschiedene Perspektiven, der Blickwechsel wird statisch, die Bewegung wird still.
Der Mensch ist Archetyp – Animus und Anima sind bloß. Nudität ist der Natur-zustand – eine Uniform, die keine Rückschlüsse auf sozialen Stand und Historizität bietet. Das Narrativ transformiert so das Subjektive in ein Allgemeines, die Szene wird objektiviert, sie transzendiert in eine absolute Gültigkeit – wird zum Symbol. .
Impulsgeber und Ausgangsmaterialien sind Zeichnungen, fotografische Elemente, virtuelle Bilder, Computergeneriertes, Kritzeleien, Ausschnitte aus Medien, Verpackungen, Artefakte, zufällig Gefundenes. Scheinbar zusammenhanglos gestückelt, ineinander gepuzzelt und miteinander verwoben entstehen unter Einsatz von analogen und digitalen Mitteln ausdrucksstarke Bildwelten.
Themengruppen wie Hierarchie, Dynamik, Komposition, Intensität und Essenz beschäftigen den Künstler, der heute auf einem Selbstversorgerhof im burgenländischen Seewinkel lebt, oft Jahre lang. Sie werden von verschiedenen Perspektiven aus untersucht und – zu Zyklen erweitert – zusammenge-fasst. Archetypen und Symbole verstärken und schärfen die Aussagekraft seiner Bildwelten.
Ende der 1990iger Jahre gibt tom thœrmer seinem für ihn typischen Schaffensprozess einen Namen:
Transstrukturelle Kunst
„Meine Wortschöpfung setzt sich aus der Vorsilbe ‚trans' rund um die Wort- und Bedeutungsgruppe ‚über-, hindurch, jenseits' wie z.B. transparent, transformieren, transluzent, transzendent und dem Substantiv ‚Struktur' im Sinne von einem Ganzem, dessen Teile zueinander in Relation stehen, zusammen. Mit ‚Transstruktureller Kunst' benenne ich den inhaltlich-formalen Aspekt der Umformung von gegebenen optischen/inhaltlichen Strukturen in andere Bedeutungszusammenhänge oder ‚Erscheinungen', also die Transzendierung von ‚A' in ein ‚B' mittels ‚Trans'- Mutationen. Der Begriff beschreibt den Prozess, den Wandel, den die oft vielfältigen Ausgangspunkte im künstlerischen Akt durchlaufen.“
Zur Ausstellung spricht Dr. Bernhard Böhler